Angeln

Warum Angeln kein Sport, sondern Tierquälerei ist

Wer beim Angeln nur auf den Menschen schaut, sieht vielleicht keinen Hochleistungssport, aber auch kein großes Drama. Für die Fische sieht das allerdings anders aus. Für sie bedeutet Angeln Stress, Verletzungen und den Tod.

Fische sind fühlende Wirbeltiere. Sie haben ein Bewusstsein und können Schmerzen empfinden. [1-4] Sie leiden, wenn sie von Angelhaken verletzt werden, wenn ihre Schwimmblase reißt, ihre Kiemen verkleben und sie gewaltsam an Land gezogen werden, wo sie keinen Sauerstoff bekommen. Mit Sport im Sinne von Vergnügen hat das alles nichts zu tun. Mit Sportlichkeit im Sinne eines fairen Kampfes sowieso nicht. 

Angeln hat nichts mit Naturschutz zu tun

Angler:innen behaupten zwar gerne mal, dass sie die Natur schützen würden, weil sie angeblich die Umwelt im Blick behalten und außerdem dafür sorgen, dass heimische Arten nicht von anderen Tieren bedroht werden. In Wahrheit sind sie leider nur ganz klassische Jäger:innen: Sie fangen und töten Tiere und schaden der Natur dabei oft auch noch.

Fische sind Teil der Natur, und wer Fische tötet, schadet der Natur automatisch. Schlimmer noch: Oft setzen Angler:innen neue Fische in Gewässer, um sie anschließend wieder herauszuangeln und stören damit das natürliche Gleichgewicht extrem. Dazu kommt zurückgelassener Angelmüll wie Haken, an denen sich zum Beispiel Vögel schwer verletzen können.

Catch and Release ist Tierquälerei

Einfach so aus „Spaß“ Fische zu angeln, um sie dann wieder zurückzuwerfen – also Catch and Release – ist eine Straftat und verstößt gegen das Tierschutzgesetz. Denn dabei werden einem Wirbeltier länger anhaltende oder sich wiederholende erhebliche Schmerzen oder Leiden zugefügt. Wenn Angler:innen Fische beispielsweise anfassen oder gar herumreichen, kann das deren empfindliche Schleimhäute oder die Schuppen schädigen. Diese schützen die Tiere aber vor Infektionen, Bakterien, Pilzbefall und Parasiten. Damit Angler:innen in den sozialen Netzwerken angeben können, werden die Fische beim Wiegen und Messen meist grob behandelt. Das löst nicht nur Stress und Erstickungsgefahr aus, sondern kann in Folge auch zum Tod führen.

Wissenschaftler:innen untersuchten in einer 2017 publizierten Studie aus den USA, wie viele der Forellen, die beim Catch and Release gefangen und danach wieder zurück ins Wasser gesetzt werden, starben. Es waren 40 bis 50 Prozent. [5] Zurückgesetzte Fische können an ihren Verletzungen oder am Druck- und Temperaturunterschied zwischen Wasser und Land sterben. Sie werden von anderen Fischen getötet, weil sie traumatisiert und so leichte Beute sind. Viele sterben an Infektionen oder an äußeren oder inneren Verletzungen, zum Beispiel wenn die Schwimmblase reißt. [5] Es stimmt also nicht, dass es den Fischen nichts ausmachen würde, nach dem Angeln wieder zurückgesetzt zu werden. Sie leiden und viele sterben sogar.

Würdet ihr Hunde angeln? 

Wer sich noch immer fragt, warum es nicht okay ist, fischen zu gehen, sollte sich mal überlegen, warum es genauso falsch ist, Hunde zu angeln. Denn der Unterschied existiert nur im Kopf, Fische fühlen Schmerz genauso wie Hunde und Menschen. Kein Mensch mit Anstand und Mitgefühl würde jemals „hunden“ gehen. 

Der Mensch teilt nach eigenem Gutdünken Tiere in Kategorien ein, je nachdem, welchen „Nutzen“ sie für ihn haben. Aber warum? Nur, weil Fische nicht bellen und wir nicht mit ihnen kuscheln können? Lebewesen nach ihrer Spezies zu unterscheiden, ist falsch. Fische fühlen Schmerzen genauso wie Hunde, Katzen, Hühner, Rinder und alle anderen Tiere – und damit auch wie wir Menschen. Sie alle wollen nicht getötet werden, nur weil viele Menschen gierig nach Burgern oder Fischstäbchen sind. Trotzdem unterteilen viele Menschen Tiere nach ihrem reinen Nutzwert – Schweine und Hühner werden auf grausame Weise für Eier und Fleisch getötet, Hunde und Katzen werden gestreichelt und mit Fürsorge überschüttet. Absurd, oder? Das Prinzip hinter diesem ungerechten Denkmuster nennt sich Speziesismus

Wer es moralisch falsch findet, eine Tierart zu quälen, eine andere Art aber ganz selbstverständlich zu unterstützen, hat zum Glück jederzeit die Möglichkeit, seine Einstellung zu überdenken und sein Handeln zu ändern. Denn alle Tiere haben ein Recht zu leben!

Wie ihr Fischen helfen könnt

Es ist ganz einfach, nicht angeln zu gehen oder kein Fischfleisch zu essen. Genauso leicht könnt ihr zusätzlich aktiv werden.

  • Quellen

    [1] Sneddon, Lynne U. (2011): Pain perception in fish, Evidence and implications for the use of fish, Journal of Consciousness Studies, 18, No. 9-10, 209-229

    [2] Braithwaite, Victoria A. (2010): Do Fish Feel Pain?, Oxford: Oxford University Press

    [3] Segner, Helmut (2013): Nociception and pain, A biological perspective, Contributions to Ethics and Biotechnology 9, 94

    [4] Wild, Markus (2013): Fische, Kognition, Bewusstsein und Schmerz, Eine philosophische Perspektive“, Beiträge zur Ethik und Biotechnologie 10, 187

    [5] Sitar, Shawn P. et al. (2017) Recreational Postrelease Mortality of Lake Trout in Lakes Superior and Huron, North American Journal of Fisheries Management, 37:4, 789-808, https://dnr.wisconsin.gov/sites/default/files/topic/Fishing/LS_Sitar2017HookingMortality.pdf eingesehen am 10.0.2023)